[Gastbeitrag] Blick zurück: Internationaler Handel ohne Online-Shop
Weihnachtszeit ist Geschenkezeit – und Wichtelzeit. Im besten Netzwerk, das man sich als Textarbeiterin wünschen kann – dem Texttreff – ist es schon zur Tradition geworden, sich in dieser Zeit gegenseitig mit einem Blog-Beitrag zu beschenken. In diesem Jahr darf mein Blog sich deshalb mit einem spannenden Beitrag von meiner recherchierenden Kollegin Heike Baller schmücken, die sich die Frage gestellt hat, wie eigentlich international gehandelt wurde, als es noch keine Online-Shops gab…
mehrsprachig handeln* ist in der Regel international handeln und auch im Internetzeitalter eine herausfordernde Angelegenheit, die viel Know-how benötigt. Wie sah das denn früher aus? Handel war ja schon in frühen Zeiten mehr als Warenaustausch nur unter Nachbarn.
So ein Warenaustausch bringt dann auch weitere Folgen mit sich: Kulturaustausch! Und ist verbunden mit Reisen, teils sogar mit Abenteuern…
Griechische Siedler gründeten in Italien Städte, weil sie in der Heimat zu viele waren und sie im Westen Rohstoffe wie Obsidian fanden. Praktischerweise brachten sie ihre Kultur der griechischen Polis gleich mit; kein Wunder, dass später im Römischen Reich griechische Bildung hoch im Kurs stand. Griechen waren zu Zeiten der Republik gefragte Lehrer.
Seide war in Europa schon immer ein Luxusgut – angefangen bei den Römern. Deshalb gab es über Jahrhunderte regen Handel über die Seidenstraße, um diesen Luxus zu erlangen. Auch nachdem die Seidenproduktion in Europa möglich war, riss diese Handelsverbindung nicht ab. Ein kulturelles Highlight dieses Austauschs war die Reise Marco Polos nach China, der neue Erkenntnisse über Sitten und Leben im fernen Osten mitbrachte. Seine Reisebeschreibung gehörte zu den viel gelesenen Büchern der nachfolgenden Zeit. Um 1477 entstand auch eine deutschsprachige Fassung.
Ein anderes Luxusgut im europäischen Mittelalter waren Gewürze. Ihr Geldwert führte dazu, dass reiche Leute ihre Gastmähler – für unseren Gaumen maßlos – überwürzten: So konnten sie ihren Reichtum unter Beweis stellen.
[quote]Ein Pfund Ingwer war soviel wert wie ein Schaf, zwei Pfund Muskatblüte soviel wie eine Kuh. Pfeffer wurde „schwarzes Gold“ genannt und wurde zeitweise mit Gold aufgewogen.“ Quelle: Pepersack.de[/quote]Die Handelsrouten für Gewürze änderten sich im Lauf der Jahrhunderte – verbunden waren sie auf jeden Fall mit dem Kontakt zu Menschen anderer Kulturen. Das Interesse an Austausch war unterschiedlich stark ausgeprägt, Kolonialbestrebungen der europäischen Großmächte verschoben das Gewicht der Handelspartner bis zu dem Punkt, an dem die Europäer als Herrscher in Indien und anderen asiatischen Gewürzländern auftraten. Für Künstler und Weltreisende wurden Regionen geöffnet, die Inspiration für ihre Werke boten, z. B. in Form des Exotismus in der Malerei, sagenumwobener Szenerien für Theater und Roman, angefangen bei den Türkenthemen wie „Die Entführung aus dem Serail“ infolge der Türkenkriege im 18. Jahrhundert bis hin zu im Fernen Osten spielenden Romanen wie „Die 1000 Herbste des Jacob de Zout“ von 2012. Religiöse Ideen und Staatsformen anderer Länder wurden von Philosophen und Theologen teils als Vorbilder verherrlicht, teils als Schreckensbilder der eigenen Vorstellung gegenübergestellt.
Je kleiner die Welt wurde, je mehr Menschen reisen, sich eigene Eindrücke verschaffen können, desto vielfältiger wird die Fremde dargestellt und desto weniger fremd erscheint sie uns. Für uns ist es völlig normal, Romane aus Südamerika oder Japan zu lesen, Weltmusik zu hören oder den Buddhismus zu diskutieren. Oder eben mittels Online-Shops Dinge zu erwerben, die am anderen Ende der Welt zu Hause sind.
* Dieser Artikel erschien in diesem Blog, als es noch mehrsprachig handeln hieß. Seit April 2016 finden sich alle ehemaligen „mehrsprachig handeln“-Artikel auf der Nachfolgeseite contentIQ.
- [Gastbeitrag] Blick zurück: Internationaler Handel ohne Online-Shop - 22. Dezember 2015
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[…] Katja Flinzners Blog “Mehrsprachig handeln” online gegangen ist – bitte sehr, hier! Total begeistert bin ich von dem Bild, das Katja Flinzner für meinen Beitrag ausgewählt […]
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