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Minecraft in der Schule? Die Schule in Minecraft!

Es ist Schulfest und eine Horde Schüler steht um mehrere Rechner herum. Der Andrang am „Mindcraft“-Stand ist riesig und Schüler und Eltern sind gleichermaßen fasziniert. „Da vorne ist die Cafeteria! Wie komm ich denn hier durch die Tür? Warst Du schon an den Spinden?“ Ja, hier läuft Minecraft, aber mit dem, was man üblicherweise so von Computerspielen erwartet, hat das hier nicht viel zu tun. Denn die Schüler, die hier an den Rechnern sitzen, spazieren gerade durch ihr Schulgebäude – nur eben virtuell.

Vier Tage lang haben knapp 50 Schüler des Bonner Hardtberg-Gymnasiums hart gearbeitet, um im Rahmen der Projektwoche ein außergewöhnliches Projekt auf die Beine zu stellen: Sie haben ihre Schule maßstabsgetreu nachgebaut – vom Sekretariat bis zur Cafeteria, von den Spinden bis zu den Fahrradständern. Bäume, Tischtennisplatten, Heizungen, Feuerlöscher und die beliebte Luftbrücke von Trakt A nach Trakt C – alles ist da, in der virtuellen Welt von Minecraft. Dafür haben sie Pläne gewälzt, jede Menge Fotos gemacht und dann mit Maus und Tastatur Stein auf Stein gesetzt.

Das Hardtberg-Gymnasium in Minecraft | Screenshot: Minecraft

Das Hardtberg-Gymnasium, in Minecraft nachgebaut von knapp 50 Schülern – in 4 Tagen. | Screenshot: Minecraft

 

Motivation hoch drei

Es ist schon ein tolles Gefühl, zu sehen, wie dieses Projekt eingeschlagen ist, denn initiiert habe ich es selbst. Bei zwei Minecraft-verrückten Kindern zu Hause und dem Thema Digitale Bildung im Hinterkopf kam die Idee, zum Anlass des 50-jährigen Schuljubiläums ein Minecraft-Projekt vorzuschlagen, quasi von ganz alleine. Dass das Thema eines ist, mit dem man Schüler buchstäblich hinter dem Ofen hervorlocken kann, stellte ich dann spätestens bei der Planungssitzung fest, bei der ich den Vorschlag vor versammelter Mannschaft geäußert habe. Da wurde nämlich der neben mir sitzende 8-Klässler, dessen Körperhaltung nach einer Stunde Sitzung in erster Linie Müdigkeit suggerierte, schlagartig wach und schaute mich mit großen Augen an. Minecraft in der Schule? Tolle Vorstellung!

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Die Motivation, die die Schüler dem Thema von Anfang an entgegenbrachten, war wohl einer der Hauptgründe dafür, dass das „Mindcraft“-Projekt tatsächlich Wirklichkeit wurde. Denn als der Informatiklehrer Michael Homann die Idee seinen Schülern gegenüber erwähnte, waren die sofort Feuer und Flamme. In Windeseile waren Oberstufenschüler gefunden, die die Vorbereitungsarbeiten übernahmen und vor allem auch zusammen mit dem Lehrer die technischen Voraussetzungen auf dem Schulserver schufen.

Und am Tag der Anmeldung dauerte es wirklich nur wenige Sekunden, bis die knapp 50 Plätze des Mindcraft-Projekts belegt waren – ein Beatles-Comeback-Konzert hätte nicht schneller ausverkauft sein können.

Voll besetzt in nur wenigen Sekunden. Das #Minecraft-Projekt beim Schuljubiläum. Klick um zu Tweeten

Damit das Ganze tatsächlich innerhalb von vier Tagen fertig werden konnte, wurden die Grundrisse schon einmal vorbereitet. Und Montag früh ging es dann los.

Die Pausenhalle. Mit Tischen, lampen, Säulen und Schließfächern. | Screenshot: Minecraft

Die Pausenhalle. Mit Tischen, Lampen, Säulen und Schließfächern. | Screenshot: Minecraft

 

Wie organisiert man ein knapp 50-köpfiges Team?

Um in der Gestaltung flexibler zu sein, ohne Texturenpakete einzusetzen, wurde die Schule im Maßstab 4:1 gebaut: 4 Blöcke für 1 m. Das ist neu (bisherige ähnliche Projekte an anderen Schulen hatten meist einen Maßstab 1:1) und ergibt ein ziemlich imposantes Bauwerk, auch mit einigem an Technik im Hintergrund: In den Fußböden liegen nämlich große Redstone-Schaltungen, die verschiedene Automatiken möglich machen, zum Beispiel, in den Klassenzimmern die Lichter an- und auszuschalten.

Schon allein aufgrund der Größe des Bauwerks war eine entsprechend große Baucrew nötig. Eine gute Nachricht für die vielen hochmotivierten Schüler, die einen der trotzdem noch viel zu wenigen Plätze ergattern konnten – aber auch eine große Herausforderung an Organisation und vor allem Kommunikation.

Dass man 50 Schüler – von der 5. bis zur 12. Klasse – an 50 Rechnern gleichzeitig arbeiten lassen und am Ende ein solches Ergebnis herausbekommen kann, ist tatsächlich bemerkenswert. Damit jeder genau wusste, was er zu tun hat, wurde die Projektcrew in vier Gruppen unterteilt (eine für jeden Schultrakt und eine für die Außenbebauung). Und innerhalb dieser Gruppen lief die Kommunikation so rund, dass am Ende der vier Tage tatsächlich alles fertig war.

 


Kamerafahrten“ um und über das Minecraft-HBG-Gelände.

 

Und nun?

Nun kann man virtuell durch das Hardtberg-Gymnasium laufen – oder auch fliegen. Am liebsten würde die Crew ihr Projektergebnis auf der Website der Schule für alle zur Verfügung stellen. Das ist allerdings aus rechtlichen Gründen nicht ohne Weiteres möglich. Auf jeden Fall aber suchen sie eine Möglichkeit, zum Beispiel frischen Fünftklässlern den virtuellen Gang durch das Schulgebäude zu ermöglichen, damit sie sich in dem ungewohnt großen Schulkomplex schneller zurechtfinden. Eines ist jedenfalls schonmal sicher: Die knapp 50 Projektteilnehmer und Meisterbauer werden sich in ihrer Schule so schnell nicht mehr verlaufen…

Kennenlernen am Computer: Virtueller Gang durch die Schule für Fünftklässler. #minecraft Klick um zu Tweeten

Eigentlich war das Projekt als einmalige Aktion gedacht. Inzwischen denkt Michael Homann aber schon über eine Fortsetzung nach. Bei der nächsten Projektwoche könnte man ja die Innenausstattung perfektionieren, die angrenzende Hardtberghalle oder den umliegenden Stadtbezirk auch noch bauen. Oder vielleicht einen Blick in die Glaskugel werfen und eine Schule bauen, wie sie in 50 Jahren aussehen könnte? Ideen haben die Schüler genug!

KF/ciq

Dr. Katja Flinzner
3 Kommentare
  1. Dirk Kropp
    Dirk Kropp sagte:

    Ein tolles Projekt. Gibt es eine Art Präsentation oder eine Liste, welche technischen Voraussetzungen nötig sind (Stichwort: Server)? Hat die Schul so viele PCs oder wurden Laptops von zu Hause eingesetzt?

    Antworten
    • Dr. Katja Flinzner
      Dr. Katja Flinzner sagte:

      Danke! Die Schule ist ziemlich gut mit Rechnern ausgestattet, trotzdem wurden zusätzlich auch Laptops mitgebracht, um möglichst viele Schüler teilnehmen lassen zu können.
      Nein, eine öffentliche Präsentation gibt es nicht, ob es eine Art Checkliste mit technischen Voraussetzungen gibt, weiß ich nicht, ich kann aber gerne nochmal nachfragen und mich ggf. nochmal melden.
      Herzliche Grüße
      Katja Flinzner

      Antworten

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