Meine Marke: Öfter mal was Neues. #personalbrandmix.

Als ich vor etwas mehr als acht Jahren meinen Job als IT-Projektmanagerin und Konzepterin gekündigt habe, um mich selbstständig zu machen, sagte mir mein Chef zum Abschied in etwa das hier: „Ich glaube ja nicht, dass das die richtige Entscheidung war. Im Arbeiten bist du wirklich super. Darin, dich und deine Arbeit zu verkaufen, aber nicht so.“

Klar war ich von diesem „Abschiedsgeschenk“ wenig begeistert. Vor allem, weil ich natürlich wusste, dass da was Wahres drinsteckte. Aber schließlich hatte ich mich nicht selbstständig gemacht, um einfach so weiterzumachen wie bisher. Sondern – neben tausend anderen Gründen -, um Neues auszuprobieren.

Alles ist Veränderung

Mir war also von Anfang an klar: In Sachen Vermarktung hatte ich so einiges dazuzulernen. Das war aber auch ok so, denn schließlich gehört genau das wiederum zu meinen größten Stärken: Dazulernen. Das tue ich bis heute, jeden Tag, und es macht einen großen Teil meines Arbeitsalltags aus. Neue Themen erarbeiten, strukturieren und dann an andere weitergeben ist meine Lieblingsbeschäftigung. Dass sich das Neue nicht nur auf Inhalte, Methoden und Tools, sondern auch auf Strategien, Soft Skills und nicht zuletzt mich selber bezieht, ist letzten Endes nur ein Detail. Und so entwickelt sich in meinem Job alles ständig weiter: Die Inhalte (schließlich arbeite ich hauptsächlich zu digitalen Themen), meine Aufgaben, mein #personalbrandmix und ich selbst.

#personalbrandmix? Was’n das? Unter diesem Hashtag hat meine Kollegin Kerstin Hoffmann zur Blogparade aufgerufen: Dem komme ich gerne nach und erzähle deshalb pünktlich zum 8. Jahrestag meiner Selbstständigkeit von meiner Personenmarke und meinem persönlichen Kommunikationsmix. Und davon, wie die sich in den letzten 8 Jahren verändert haben.

Genau genommen ist es deshalb auch überhaupt nicht verwunderlich, dass ich heute meine Tage mit ganz anderen Aufgaben fülle als noch vor ein paar Jahren. Konsequent ist auch, dass mein Unternehmen heute nicht mehr so heißt wie „damals“. Und wer weiß, vielleicht wird es auch irgendwann noch mal einen neuen Namen bekommen.

Veränderung als Stärke

Ich hab diese vielen Veränderungen lange Zeit als Nachteil empfunden, ganz besonders bei der Frage, wie ich mich und das, was ich tue, nach außen hin kommuniziere. Denn wie bringt man ein klares Bild nach außen, wenn man die Hälfte der Zeit damit beschäftigt ist, selber herauszufinden, was man eigentlich gerade genau tut?

Dr. Katja Flinzner | contentIQ

Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? | Foto: Mike Flinzner

Aus der Schwäche eine Stärke gemacht habe ich in dem Moment, in dem mir klar geworden ist, dass genau diese Flexibilität zentraler Bestandteil meiner Marke und meiner Persönlichkeit ist. Und dass es neben aller Veränderungen natürlich auch in meiner Marke jede Menge Konstanten gibt:

Denn meine Arbeit hat immer entweder

  • mit Sprache & Text

oder

  • mit Web & Digitalisierung

oder (am liebsten)

  • mit beidem gleichzeitig zu tun.

Dieser Bereich ist so groß aufgespannt, dass da jede Menge Abwechslung reinpasst. Und bietet trotzdem genügend Rahmen, um nicht gänzlich aus dem Ruder zu laufen.

Und nicht zuletzt bleibt ja auch noch eine Konstante, um die es im Personal Branding ja ohnehin zu allererst geht: Ich.

Dr. Katja Flinzner | contentIQ

Hinter contentIQ stehe ich: Dr. Katja Flinzner, Jahrgang 1971. Textnerd, Teilzeit-Techie und Teejunkie. | Foto: Mike Flinzner

Und wie kommuniziere ich meine persönliche Marke?

Dreh- und Angelpunkt meines Kommunikationsmix ist meine Website, und darin vor allem mein Blog. Wer dort hineinschaut, stellt schnell fest, dass mich die unterschiedlichsten Themen umtreiben. Und wer sich weit ins Archiv gräbt, merkt auch, dass die Schwerpunkte sich im Laufe der Jahre stark verändert haben.

Aber eine Website allein ist – ähnlich wie das Freiberufler-Büro – meist eher einsam, daran ändert auch ein Blog mit Kommentarfunktion nichts. Um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und mich mit ihnen auszutauschen, bin ich deshalb inzwischen passionierte Netzwerkerin, unter anderem im Texttreff. Und bin natürlich auch in diversen Social-Media-Kanälen unterwegs.

Mit Facebook verbindet mich (und damit bin ich sicherlich nicht allein) eine Art Hassliebe. Ursprünglich wollte ich das Netzwerk ausschließlich beruflich nutzen. Da sich Facebook darum erstens wenig schert (weshalb natürlich schon eine Stunde nach der Anmeldung die ersten Freundschaftsanfragen von Verwandten in meiner Inbox gelandet sind) und sich Beruf und Privat bei mir ohnehin in vielerlei Hinsicht kaum trennen lassen, war dieses Vorhaben allerdings von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Was vor allem auch an dem liegt, wofür ich Facebook dann doch liebe: nämlich an den Menschen, mit denen ich dort verknüpft bin und denen ich so viele spannende und inspirierende Inhalte verdanke. Also gibt es auch in meinem privaten FB-Profil inzwischen eine Mischung aus viel Beruflichem und ein paar privaten Kategorien, die ich bereit bin, mit einer (Teil)Öffentlichkeit zu teilen. Beispielsweise Musik, manche Hobbys und auch (Netz)politisches.

Viel sympathischer war mir eigentlich von Anfang an Twitter. Leider gelingt es mir immer weniger, mit dem dortigen Stream auch nur annähernd mitzuhalten, und mir fehlt die Ruhe, dort (beispielsweise anhand von Listen) eine Struktur einzurichten, die es mir erlauben würde, damit tatsächlich zu arbeiten. So ist alles, was ich auf Twitter entdecke, meist ein Zufallsfund – oder fühlt sich zumindest so an. Dank eines auch dort sehr aktiven Netzwerks merke ich über Twitter aber zum Beispiel schnell, welche Themen aus meinem Blog wirklich für Interesse sorgen – und welche eher unter „ferner liefen“ versanden.

Bleiben drei weitere, eher ungeliebte und mehr nebenbei bespielte Profile: Google+, XING und LinkedIn. Nach einer sehr euphorischen Aufbruchsstimmung ist Google+ inzwischen nicht viel mehr als ein Ort, an dem ich meine Blogartikel verlinke, in der Hoffnung, dass das irgendeinen SEO-Effekt hat, und es zumindest nicht schadet. XING wird schon alleine aufgrund meiner internationalen Ausrichtung zunehmend von LinkedIn verdrängt. Und wenn ich irgendwann doch mal wieder eine englische Version meiner Website habe, habe ich auch fest vor, auf LinkedIn noch aktiver zu werden. Auch hier also viel Veränderung, wie könnte es auch anders sein?

Bleibt die große Frage: Was kommt außen an?

In ihrem Aufruf zur Blogparade hat Kerstin sehr zutreffend formuliert: „Eine Personenmarke ist nicht das, was ich selbst aufbaue, sondern das, was andere über mich wahrnehmen. Ich kann also bewusstes Personal Branding betreiben. Kontrollieren kann ich es aber nur bedingt. Denn die Personenmarke, und das gilt eben auch für Markenbotschafter, entsteht erst im Auge, im Ohr, im Kopf meiner Empfänger und Gesprächspartner.“

Kann ich die Frage nach meiner Personenmarke also überhaupt selber beantworten? Müsste ich nicht eigentlich meine Kunden oder meine Netzwerkpartner fragen, was meine Personenmarke ist? Müsste ich. Tue ich auch. Deshalb habe ich mir in zunehmendem Maße angewöhnt, sehr genau hinzuhören, wenn Kunden oder Kollegen mir etwas über mich verraten.

Und daraus habe ich in den letzten Jahren sehr unterschiedliche Dinge gelernt:

  • Ich bin „die, die sich mit Computern auskennt“, „die mir mit meinen WordPress-Problemen helfen kann“, die „SEO-Tante“.
  • Ich schreibe Texte, die man gerne liest, aber manchmal weiß man nicht so ganz genau, wen ich mit meinem Blog eigentlich ansprechen will (tja…).
  • Ich kann komplizierte Inhalte super strukturieren, so dass sie (fast) jeder versteht.
  • Ich kann jede Menge Sprachen (aber kein Russisch, immer noch nicht, egal wie häufig ich das gefragt werde).
  • In meinen Workshops wird es nicht langweilig, selbst wenn es um technische Themen geht.
  • Ich bin zuverlässig, flexibel und denke mit.
  • Was ich kann und weiß, ist viel wertvoller als ich selber es wahrnehme.
  • Ich mache wahlweise „irgendwas mit dem Internet“ oder „irgendwas mit Sprachen“. Stimmt beides. 🙂
  • Ich dürfte häufiger mal „Nein“ sagen. Oder „Später“. Kommt aber auch immer häufiger vor.

Alles in allem klingt das doch eigentlich ziemlich positiv. Dass hier und da eine gewisse Unschärfe bleibt, damit muss ich wohl leben. Oder einfach weiter an der Schärfung arbeiten. Zum Beispiel häufiger mal meine Website und den gesamten Kommunikationsmix auf den Prüfstand stellen und mir die Zeit nehmen, auch nach außen hin zu transportieren, was sich im Inneren verändert hat.

Und die Moral von der Geschicht?

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus den Rückmeldungen von Kunden und Netzwerk: Ich habe tatsächlich gelernt, mich zu verkaufen, ohne mich dabei zu verbiegen. Ich habe jede Menge Kunden, die mich und meine Arbeit sehr schätzen, und verdiene meinen Lebensunterhalt damit, Dinge zu tun, die mir Spaß machen (naja, meistens. 🙂 ). Manchmal überlege ich, was ich meinem Chef wohl sagen würde, wenn ich ihn nochmal träfe… „Danke für den schönen Artikelaufhänger!“ vielleicht.

KF/ciq

Dr. Katja Flinzner
5 Kommentare
  1. Gabi
    Gabi sagte:

    Liebe Katja, was für ein schöner Beitrag. Besonders gefällt mir deine Auflistung, wie dich andere sehen. Das ist eine super Anregung, auf die Frage „wer bin ich…“ Antworten zu erhalten. Für mich bist du ein Gewinn in meiner „Sammlung“ toller Frauen, von denen ich immer wieder Neues lerne und mit denen ich mich gerne über die Arbeit, das Leben und überhaupt austausche. Danke dafür und alles Liebe von Gabi

    Antworten
    • Dr. Katja Flinzner
      Dr. Katja Flinzner sagte:

      Liebe Gabi,

      vielen Dank für Dein nettes Feedback! Das freut mich sehr – und das geht mir andersrum ganz genauso <3.

      Liebe Grüße
      Katja

      Antworten
  2. Schmid
    Schmid sagte:

    „öfter mal nein sagen“: Ein wichtiger Schritt, um sein Profil zu schärfen. So weit bin ich leider noch nicht…. Ich habe erst letztes Jahr begonnen, selbständig zu arbeiten und habe deshalb mit Interesse deinen Blog gelesen. Gratulation für deinen Mut und weiterhin viel Erfolg wünscht dir Ingrid Schmid aus der Schweiz

    Antworten
    • Dr. Katja Flinzner
      Dr. Katja Flinzner sagte:

      Lieben Dank für das nette Feedback! Ja, das braucht seine Zeit, aber irgendwann kommt es, bestimmt! 🙂

      Antworten
  3. Klaus Brommenschenkel
    Klaus Brommenschenkel sagte:

    Liebe Katja,
    auch ich bin von Deiner Betrachtungsweise und-vielfalt begeistert. Auch, dass Du dabei Selbstkritik mit einbeziehst.
    Weiter so. Der Erfolg wird Dir recht geben und nicht Deinem ehemaligen Chef!
    Klaus

    Antworten

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