Das Französische und das Internet

Wenn es um Computer, Internet und die neuen Medien geht, finden sich zwischen E-Mail, Browser, Blog und Spam im deutschen Sprachgebrauch nur wenige eingedeutsche Bezeichnungen. Das Englische hat Einzug gehalten und stößt dabei im Deutschen auf verhältnismäßig wenig Gegenwehr.

Nicht so in Frankreich. Schon immer haben die Franzosen sich vehement gegen allzu großen Einfluss anderer Sprachen, allen voran des in der Technik vorherrschenden Englischen, gewehrt. Die Académie française, die ihre Rolle als „Wächterin“ der französischen Sprache sehr ernst nimmt, arbeitet mit Vehemenz an der Abwehr der verpönten Anglizismen. Und so heißt nicht nur schon lange der Computer „ordinateur“ und die Software „logiciel“- auch neu entstehende Terminologien werden schnell angepasst. Von „courriel“ (E-Mail, Abkürzung von „courrier électronique“) über „navigateur“ (Browser) bis hin zu „pare-feu“ (Firewall) und neuerdings sogar „pourriel“ (Spam, Zusammensetzung von „courriel“ und „poubelle“ (Mülleimer)). Soweit zumindest die offiziellen Empfehlungen. Die Sprachwirklichkeit sieht allerdings schon wieder ganz anders aus: denn während sich die Académie française zwar „pourriel“ wünschen mag, spricht der durchschnittliche Franzose ganz einfach von „spam“ oder, wenn er sich etwas gewählter ausdrücken möchte, von „courrier indésirable“ (unerwünschte Mail). Und auch der schon früh eingesetzte Begriff „courriel“ wird immer mehr vom international gängigen „e-mail“ verdrängt.
Nicht unerheblich sind außerdem auch die Unterschiede zwischen dem Gebrauch in Frankreich und dem beispielsweise in Kanada. Dort werden durch die Nähe zum Englischen zum einen manche Anglizismen stärker verwendet, zum anderen gibt es hier auch völlig neue Fachausdrücke, wie z.B. der Begriff „fureteur“ für den Browser, der in Frankreich wohl eher leichte Irritationen auslösen dürfte…

Dr. Katja Flinzner