Vier Einsen ziehen in die Welt: Chinas Singles‘ Day goes global

© Foto: Mike Flinzner | www.flinzner.de

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Aus gegebenem Anlass bewegen wir uns heute mal über die Grenzen Europas hinaus. Und zwar in Richtung China. Dort war gestern online der Teufel los, denn es war der 11. November. Den haben Studenten an der Universität von Nanjing in den 1990er Jahren als Gegenstück des Valentinstags zum „guangunjie„, zum Singles‘ Day, erklärt. Warum der 11. November? Das ist einfach: Schließlich besteht das Datum nur aus Einsen…

Die chinesischen Online-Händler, allen voran Alibaba, haben dem Datum vor 5 Jahren eine ganz neue Qualität verpasst und ihn zum Rekord-Shoppingday gemacht.Was in den USA und inzwischen auch Europa der Cyber Monday, ist für China nun der Singles‘ Day, und er verzeichnet mit seinen halsbrecherischen Angeboten jedes Jahr neue Rekordsummen. Alleine in den ersten 40 Minuten will das Unternehmen gestern bereits 1,3 Milliarden Euro umgesetzt haben. Für die erste Milliarde Yuan (131 Mio. Euro) brauchte der Online-Händler gerade mal 2 Minuten. Und über den gesamten Singles‘ Day hinweg wurden in den diversen Alibaba-Shops Waren im Wert von 6,4 Milliarden Euro verkauft. Zum Vergleich: Für den Cyber Monday werden in den USA dieses Jahr Umsätze im Wert von etwas über 2 Mrd. Euro erwartet.

Dieses Jahr war einiges anders, denn dieses Jahr war das erste nach Alibabas pompös inszeniertem Börsengang. Und ebenso wie der Börsengang wurde nun auch der Singles‘ Day über die Grenzen Chinas hinaus medial inszeniert. Busladungen von Reportern wurden auf den Alibaba-Campus gelotst, zahlreiche Presseinfos auf Englisch gelauncht. Denn für Alibaba ist China schon lange nicht mehr genug. Wenn auch die lieblos übersetzte deutsche Website anderes vermuten lässt – Europa gehört nicht in den zentralen Fokus des Unternehmens – Alibaba ist auf Expansionskurs, und das mit aller Kraft. Und so waren dieses Jahr zum ersten Mal auch die ausländischen Alibaba-Dependancen Teil des Singles‘ Day – mehr als 170 Länder waren laut Aussage von Alibaba mit dabei.

Doch nicht nur Alibaba, J.D.com, Taobao und Co. haben den Singles‘ Day für einen Angriff auf chinesischen Portemonnaies genutzt. Auch amazon hat für einen wichtigen Schritt in Richtung China das symbolische Datum genutzt. Mit Amazon Overseas richtet sich der US-Händler gezielt an chinesische amazon-Kunden und bietet ihnen ausgewählte Produktkategorien aus dem us-amerikanischen amazon-Store an. Im Fokus haben sie dabei unter anderem eine ganz spezielle Kundengruppe, nämlich chinesische Eltern. Die legen viel Wert auf einen hohen Sicherheitsstandard für alle Baby- und Kinderprodukte, die sie kaufen, und den erwarten sie eher von ausländischen Herstellern und Händlern als aus China selbst… Daneben sind ausländische Markenartikel ebenfalls sehr beliebt, sodass Kleidung und Kosmetikprodukte das Angebot erweitern.

Derzeit ist das Angebot von Amazon Overseas auf amerikanische Produkte beschränkt, in Zukunft soll es aber durchaus auch durch Produkte aus der deutschen, französischen, spanischen oder italienischen amazon-Dependance ergänzt werden.

Auch wenn Analysten einen deutlichen Dämpfer für das rasante Wachstum voraussehen – allerdings hauptsächlich deshalb, weil der eCommerce in China vor allem auch um den Ausnahme-Shoppingtag herum wohl deutlich wachsen wird – hat der Singles‘ Day also durchaus bereits international seine Kreise gezogen. Ob er in Deutschland wohl auch Chancen haben wird? Im Rheinland wahrscheinlich eher nicht, da ist man am 11.11. mit viel wichtigeren Dingen beschäftigt!

KF/msh

Dr. Katja Flinzner
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