[Gastbeitrag] DHL, DPD oder UPS? Die wahren Gabenbringer heißen Lucia, Befana, Claus & Co.!

Noch acht Tage bis Weihnachten und die ersten beiden Geschenke sind schon da! Für das erste habe ich selber gesorgt, schließlich darf man sich auch ruhig mal selbst beschenken: Ein neues Layout und eine neue Struktur für das mehrsprachig handeln*-Blog waren lange überfällig und sind nun endlich fertig. Und pünktlich zum Relaunch des Blogs gab es sogar ein Einstandsgeschenk, das wie die Faust auf’s Auge zum Thema passt. Texterin und Autorin Heike Abidi erklärt mir und uns nämlich im ersten Gastbeitrag im mehrsprachig handeln*-Blog, wer wann wo die Geschenke bringt – denn, auch wenn uns manchmal alles gleichgeschaltet erscheinen mag, Weihnachten ist nicht gleich Weihnachten…
Nur eine Gabenbringer-Gattung fehlt noch in Heikes Beitrag: ab und zu bringen auch mal Wichtel** die Geschenke, das weiß ich jetzt aus erster Hand…


Weihnachten: Gabenbringer aus aller WeltGanz gleich, ob die Geschenke zum Fest der Liebe selbstgebastelt sind, auf dem Weihnachtsmarkt gekauft, beim Extrem-Christmas-Shopping erkämpft oder bequem im Internet bestellt wurden: Wer sie den Kindern am Ende bringt, hängt von Tradition und Region ab. „Christkind oder Weihnachtsmann?“ ist dabei nur eine von vielen Fragen. Bringen wir etwas Licht ins Dunkel:

Den Anfang macht keineswegs der Nikolaus, sondern Sankt Martin. Die Kulturgeschichte des Schenkens in der Weihnachtszeit beginnt am 11. November, dem Martinstag. In Franken zieht Sankt Martin gemeinsam mit seinem finsteren Knecht Krampus von Haus zu Haus und beschenkt die Kinder mit Süßigkeiten.

Natürlich nur die artigen Kinder, genauso wie Sankt Nikolaus, der am 6. Dezember an der Reihe ist. Dabei ist der Bischof von Myra zugleich auch Schutzpatron der Alten und Kranken, der Seefahrer, der Hungernden, der Gefangenen und der Diebe.

In den Niederlanden ist der 6. Dezember übrigens der Tag der großen Geschenke – dann reitet Sinterklaas mit seinem Pferd von Dach zu Dach, kommt zum Schornstein rein und verteilt seine Gaben in die bereitgestellten Holzschuhe. Weihnachten selbst hat mit Schenken und Beschenktwerden dann wenig zu tun, es ist in den Niederlanden eher ein Familienfest.

In Skandinavien folgt der erste Höhepunkt der Weihnachtszeit schon wenige Tage später, nämlich am 13. Dezember, dem Luciafest. Echte Geschenke bringt Lucia – meist die älteste Tochter der Familie, die im Haar einen Kranz aus Preiselbeerzweigen mit brennenden Kerzen darauf trägt – zwar keine, doch sie serviert den Familienmitgliedern Kaffee und Safranbrot. Bescherung ist in Schweden, wie bei uns, an Heiligabend. Die Geschenke bringt der Jultomte, der Weihnachtsmann, und zwar mit Unterstützung von Heinzelmännchen, die man Tomtebisse nennt.

Auch bei uns ist Bescherung traditionell an Heiligabend. Doch wer bringt die Gaben? Das Christkind – eine Mischung aus Engelsgestalt und Jesuskind – teilt sich den Job mit dem Weihnachtsmann. Während das Christkind eher im süddeutschen Raum aktiv ist, beliefert der Weihnachtsmann – halb Nikolaus, halb göttlicher Coca-Cola-Lieferant – den Norden der Nation.

Für die Kinder in Großbritannien, den USA und Australien bleibt es einen Tag länger spannend, denn Santa Claus liefert die Geschenke über Nacht, sodass man sie erst am Weihnachtsmorgen vorfindet. Er muss wohl mit dem Jultomte verwandt sein, denn aus Skandinavien stammt sein Rentierschlitten, mit dem er unterwegs ist.

Am meisten Geduld brauchen die Kinder in Spanien und Italien, denn sie müssen auf ihre Geschenke bis zum 6. Januar warten. Während in Spanien – ganz entsprechend der biblischen Weihnachtsgeschichte – die Heiligen Drei Könige als Gabenbringer fungieren, übernimmt diese Aufgabe in Italien eine Hexe, die auf ihrem Besen von Haus zu Haus fliegt. Eine Hexe als Gabenbringerin? Ungewöhnlich, durchaus, doch ihr Name Befana leitet sich höchstwahrscheinlich von Epiphanias ab, also dem Fest, das am 6. Januar begangen wird.

Wenn also mal wieder ein Kind fragt, wie es denn der arme Weihnachtsmann bzw. das arme Christkind schafft, all die Kinder dieser Welt gleichzeitig zu besuchen, kann man beruhigend antworten: Die Gabenbringer machen Jobsharing – und haben außerdem Gleitzeit …

* Dieser Artikel erschien in diesem Blog, als es noch mehrsprachig handeln hieß. Seit April 2016 finden sich alle ehemaligen „mehrsprachig handeln“-Artikel auf der Nachfolgeseite contentIQ.

** Und was für schöne: Dieser Gastbeitrag ist entstanden aus dem schon beinahe traditionellen Blogwichteln des Texttreff-Netzwerks. Vielen Dank, Heike, für diese tolle Wichtelgeschenk!

Heike Abidi
1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert