Die Chinesische Mauer

eCommerce-Symbiosen: Chinas Cross-Border-Markt

Wer hier häufiger liest, hat sicherlich schon festgestellt, dass ich gerne mal einen Blick über Ländergrenzen werfe. Allerdings bleibe ich dabei meist in Europa, und der europäische eCommerce hat ja auch schon so einiges an interessanten Themen zu bieten. Heute möchte ich mal etwas weiter in die Ferne schweifen, in einen Markt, dessen immense Rolle für die Zukunft des eCommerce immer wieder sehr dramatisch und auch mit nicht geringer Sorge beschworen wird: China.

Allein aufgrund seiner schieren Größe ist der chinesische eCommerce-Markt schlicht beeindruckend, und dank der stetig wachsenden eCommerce-Affinität ist China stärkster Wachstumstreiber für den in Sachen eCommerce im Rekordtempo wachsenden Asia-Pazifik-Markt.

Wenn es um Online-Handel geht, assoziieren wir China gerne mit wenig durchsichtigen Anbietern auf eBay & Co., bei denen man viele Produkte mit ein bisschen Risikofreude und vor allem etwas Zeit zu deutlich günstigeren Preisen bekommen kann. Doch die Rechnung funktioniert auch anders herum. Denn während chinesische Händler immer konsequenter auch auf den europäischen Markt drängen, kaufen chinesische Online-Shopper immer häufiger auch grenzüberschreitend ein.

Allerdings eher selten in Europa.

Chinesische Online-Shopper kaufen gerne grenzüberschreitend ein - allerdings selten in Europa. Klick um zu Tweeten

Cross-border-Markt wächst

Mit einem geschätzten Cross-Border-Umsatz von $ 40 Mrd. im Jahr 2015 und rasanten Wachstumsraten ist der chinesische Markt für internationale Händler immer interessanter geworden. Auch amazon hat sich inzwischen nach China gewagt, hat dort allerdings vergleichsweise geringe Marktanteile. Immer erfolgreicher wird auch der globale Ableger des chinesischen eCommerce-Riesen Alibaba, Tmall Global, der es ausländischen Firmen leicht macht, chinesische Kunden zu erreichen.

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Beim Online-Einkauf Grenzen zu überschreiten, ist für chinesische Verbraucher immer einfacher geworden. | Bild: Unsplash

Das Interesse chinesischer Online-Shopper an Bestellungen direkt im Ausland wächst aus den unterschiedlichsten Gründen. Während die Kunden beim Kauf über Ländergrenzen mal von niedrigeren Preisen profitieren möchten, nehmen sie in anderen Fällen deutlich höhere Preise in Kauf, um an Produkte mit höherem Prestige zu kommen – wie etwa US-amerikanische Babynahrung. Und auch in Sachen Produktechtheit haben ausländische Quellen in den Augen chinesischer Verbraucher häufig die Nase vorn: Sie vertrauen eher darauf, dass sie dort Original-Markenware bekommen.

Liebster ausländischer Einkaufsmarkt für chinesische Kunden sind die USA: Das große Angebot und das hohe Prestige, das damit verknüpft wird, lassen 58 % der chinesischen Cross-Border-Shopper zum Einkaufen in Richtung USA schauen. Aber auch lokale Märkte haben eine wachsende Bedeutung, zum Beispiel Chinas Nachbarland Südkorea. Dort kaufen die chinesischen Verbraucher vor allem Kosmetikartikel, die wohl als südkoreanischer Exportschlager gelten dürfen: Laut iiMedia sind knappe 75 % des südkoreanischen eCommerce-Exports in der Kosmetikbranche anzusiedeln.

Symbiotische Verbindung

Als geradezu symbiotisch lässt sich das Verhältnis zwischen Russland und China in Sachen eCommerce beschreiben, allerdings in der anderen Richtung. In Russland ging 2016 nämlich mehr als die Hälfte der grenzüberschreitenden eCommerce-Verkäufe nach China, am liebsten über Alibabas eCommerce-Plattform AliExpress. Der Gegenwert: $ 2,6 Mrd.

52 % des russischen Cross-border eCommerce gingen 2016 nach China. Klick um zu Tweeten

Besonders beliebt bei den russischen Kunden Smartphones, Smartphone-Hüllen, Laptops oder auch Lampen aus China.

 

KF/ciq

Dr. Katja Flinzner
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