Einfach unwiderstehlich, diese Zahl: 40% Wachstum im Online-Handel?

40 ProzentIn sämtlichen Branchenportalen und -magazinen zum eCommerce und Online-Handel kursiert diese Woche eine magische Zahl: 40%. Um (über!) 40% sei der B2C-Umsatz mit Waren im Online-Handel laut einer Studie des Bundesverbandes des deutschen Versandhandels (bvh) im vergangenen Jahr gestiegen.

Stimmt. Und stimmt auch wieder nicht. So gerne man diese Zahl als Akteur im eCommerce auch hören mag – die diesjährigen Zahlen der Studie „Interaktiver Handel“ sind mit Vorsicht zu genießen, das betont sogar der bvh selbst. Um noch aussagekräftigere Ergebnisse zu erhalten und aktuelle Entwicklungen besser berücksichtigen zu können, wurden nämlich Studiendesign, Stichprobe und Erhebungsmethodik verfeinert. Und so verwundert es nicht, dass der bvh selbst erklärt, „die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen 2013 und 2012 [ist] nur eingeschränkt möglich.“

Noch weniger verwundert, dass die Zahl, auf die sich nun alle stürzen und die mehr oder weniger unreflektiert von einem Portal zum nächsten gepostet, getwittert und geteilt wird, in der Pressemitteilung des bvh ein eher untergeordnete Rolle spielt. Im Gegensatz zu sämtlichen Meldungen zur Studie kommt sie weder in der Überschrift, noch in den zusammenfassenden Stichworten vor. Der bvh wird wohl wissen, warum.

Doch um welche Zahl geht es eigentlich? Im Onlinegeschäft mit Waren stellt die Studie ein prozentuales Wachstum um 41,7 % fest. 39,1 Milliarden Euro wurden damit erreicht – auf 48,3 Milliarden kam der gesamte Versandhandel. Damit decken Online-Kanäle 81 % des Versandhandels ab – gute 10 % mehr als noch im Vorjahr.

Zum Vergleich: von 2011 auf 2012 stieg der Umsatz im Online-Handel mit Waren auf 27,6 Mrd. – ein Wachstum um 27,2 %. Im Vorjahr, von 2010 auf 2011, wurden mit der „größten Umsatzsteigerung seit Jahren“ 18,5 % Wachstum erreicht.

Ja, der Umsatz ist sicherlich weiter gestiegen. Und ja, das Wachstum hält auch weiter an. Doch nicht erst, wenn der bvh auf Basis der Zahlen der vergangenen 5 Jahre für 2014 ein Wachstum um 24,2 % prognostiziert, sollte man mit dem Herausrufen der 40 % wohl etwas zurückhaltend sein. Auch wenn es noch so schön klingt…

Eine der Änderungen in der diesjährigen Studie war übrigens, dass nicht mehr nur telefonisch, sondern auch online befragt wurde. Das klingt ein wenig, als würde man im Schwimmbad eine Umfrage machen, die herausfinden soll, wie viel Prozent der Bevölkerung gern schwimmen gehen. Muss man sehr misstrauisch sein, um da einen Zusammenhang zu sehen?

KF /msh | Quellen: bvh

Dr. Katja Flinzner
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