Warum sind die Spanier so zurückhaltend beim Online-Kauf?

Die Tendenz ist zwar steigend, aber zumindest im Jahr 2009 haben 58,5% aller spanischen Internetnutzer das Netz (noch) nicht zum Einkaufen genutzt. Dies ist das Ergebnis einer Studie des spanischen Observatorio Nacional de las Telecomunicaciones y la Sociedad de la Información (ONTSI).

Die Studie geht auch den Gründen für die Zurückhaltung im Online-Kauf nach und kommt dabei zu den folgenden Ergebnissen:

  • 77,8% der Befragten möchten die Ware vor dem Kauf gerne anschauen, anfassen und ausprobieren. Damit erteilen die Verbraucher nicht nur dem Online-Handel, sondern dem Versandhandel allgemein eine Absage. Diese Abneigung gegen den Distanzhandel wirkt sich selbstverständlich von Branche zu Branche unterschiedlich aus.
  • Mit dem am zweithäufigsten genannten Grund sollten der Online-Handel sich durchaus auseinandersetzen: 64,5% der Surfer haben Bedenken, ihre Daten an Online-Händler weiterzugeben. Offenbar ist das Vertrauen in die praktische Umsetzung des spanischen Datenschutzgesetzes LOPD nicht allzu groß – hier kommt den Online-Händlern die Aufgabe zu, ihren Umgang mit den persönlichen Daten ihrer Kunden transparenter zu machen.
  • In eine ähnliche Kerbe schlägt Grund Nummer drei: 58,8% der Befragten fehlt ganz allgemein das Vertrauen in den Online-Handel. Hilfreich für den Vertrauensaufbau ist hier laut Ansicht von Experten das parallele Vorhandensein von stationären Ladengeschäften. Außerdem setzt die Branche Hoffnung in den verstärkten Einstieg von großen, bekannten Firmen in den Online-Handel, auch das soll das allgemeine Vertrauen in den neuen Vertriebsweg stärken.
  • Vertrauen ist auch die Gretchenfrage in Sachen Zahlung: 48,3% fehlt das Vertrauen in die Zahlungsmethoden. Möglichkeiten, um dieses Misstrauen zu überwinden, finden sich u.a. auch in der Kombination von Online- und stationärem Handel: z.B. das Angebot, Artikel online zu bestellen und im Ladengeschäft abzuholen und bezahlen. Für den reinen Online-Handel bietet sich der Versand per Nachnahme oder ggf. auch gegen Rechnung an.
  • Und – wie sollte es anders sein – auch der letzte erwähnenswerte Punkt dreht sich um den Aspekt Vertrauen. Im Speziellen misstrauen 30,3% der Verbraucher auch den Informationen, die sie im Online-Shop erhalten. Auch hier ist wieder Handlungsbedarf seitens des Online-Handels gefragt: transparentere, konkretere Informationen zu den Produkten und zum Anbieter sind gefragt.

Zu hohe Versandkosten, nicht erkennbare Vorteile oder zu komplizierte Bedienung tauchen bei der Befragung ebenfalls auf, fallen aber weniger ins Gewicht. Das bestimmende Thema im spanischen eCommerce ist zweifelsfrei der Mangel an Vertrauen.  Hier fällt dem Online-Handel in Spanien also die große Herausforderung zu, Vertrauen aufzubauen, um das Internet mit der Zeit zu einem ebenso gängigen Vertriebsweg zu machen wie es in anderen europäischen Ländern bereits der Fall ist. Das wird mit den richtigen Maßnahmen funktionieren – aber es wird Zeit brauchen, der spanische Online-Markt bleibt also vorerst ein Perspektiv-Markt, mit großen Herausforderungen, aber auch entsprechend interessanten Wachstumschancen.

KF/msh | Quelle: Tecnologiapyme

Dr. Katja Flinzner
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